Anmelden

Anmelden

Mittelland Zeitung 22.03.2005

Kirchdorf: Der Chor «coro sonoro» führt Werke von Fanny Hensel-Mendelssohn und Francis Poulenc auf

Der coro sonoro hat zwei Benefizkonzerte zugunsten der Tsunami-Opfer gegeben. Die gesanglich anspruchsvollen Kompositionen mit tragischem Bezug wurden auf eindrückliche Weise vorgetragen.

Schon vor der Tsunami-Katastrophe hatte sich der coro sonoro unter der Leitung von Margret Sohn dazu entschieden, sich im Palmsonntagskonzert mit dem Thema Schmerz und Leid auseinander zu setzen. Niemand ahnte damals, welch tragische Relevanz die ausgewählten Werke bald haben würden.

Nach den Ereignissen des 26. Dezembers 2004 entschied sich der Chor, den Reinerlös aus der Kollekte der Caritas Schweiz zukommen zu lassen. Deswegen freuten sich die Sängerinnen und Sänger ganz besonders darüber, dass beide Konzerte sehr gut besucht waren und die Kasse dementsprechend klingelte.

Der Chor begann das Konzert mit der Chorkantate «Hiob» von Fanny Hensel-Mendelssohn; dabei wurden sie unterstützt von einem 20-köpfigen Ad-hoc-Orchester.

Warum schaut Gott zu?

In «Hiob» wird die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz gestellt: Warum lässt Gott die Menschen allein und schaut zu, wie sie leiden? Was verzweifelt und anklagend anfängt, bringt die Komponistin zu einem versöhnlichen Ende: Hiob kommt mit Gott ins Reine, erkennt dessen Liebe. Die Krönung bildete der vom Chor gleich anschliessend vorgetragene Lobgesang: «Ich will von Gottes Güte singen, solange sich die Zunge regt», lautet etwa eine Passage aus der musikalischen Huldigung an den Schöpfer.

Mit sensibler Tongestaltung und differenzierter Akzentuierung gelang es dem Chor ausgezeichnet, diesen Wandel von Verbitterung zu Euphorie auszudrücken. Dasselbe gilt für Noëmi Sohn, welche ausdrucksstark und technisch überzeugend ihre Soloeinsätze meisterte.

Beklemmend

Die anspruchsvolle Stabat-Mater-Version von Francis Poulenc erzählte vom unsäglichen Leid, welches die Gottesmutter erfuhr, als sie ihren Sohn am Kreuz hängen sah. Der dramatische Inhalt des Stücks und die beklemmend dichte Atmosphäre, welche Chor und Orchester erzeugten, liessen einen regelrecht erschaudern. Offenbar problemlos sang sich der Chor, angeführt von der souveränen Dirigentin, durch unzählige Disharmonien. Trotz der hohen technischen Anforderungen blieben Dynamik und Betonung nicht auf der Strecke: Differenziert gestaltete man die einzelnen Strophen unter Ausnutzung des gesamten Klangspektrums.

Dazwischen präsentierten jeweils einige Chormitglieder pantomimische Darstellungen, welche den Schmerz auf abstrakte Weise symbolisieren sollten.

Der junge Chor gab ein atmosphärisch dichtes, eindrückliches Konzert.