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Mittelland Zeitung 18.03.2005

Kirchdorf - Mit dem Palmsonntagskonzert unterstützt der «coro sonoro» ein Projekt zugunsten Tsunami-Opfer.Roman Huber

Unverhofft wird das von Francis Poulenc komponierte Stabat Mater zum Aufhänger eines Benefizkonzerts am Palmsonntagwochenende. Das Leiden der Gottesmutter soll symbolisch für das Leiden derjenigen Opfer in Südindien stehen, denen der Erlös zukommen wird.

In zwei musikalisch sehr unterschiedlichen Teilen hat sich der von Margret Sohn geleitete coro sonoro aussergewöhnlicher Werke angenommen. Unterstützt wird der junge und dynamische Chor mit seiner engagierten Leiterin von einem rund 20-köpfigen Ad-hoc-Orchester. Noemi Sohn bestreitet die Solopartien für Sopran. Zu Stabat Mater hat die Theaterpädagogin Trix Lehr Intermezzi mit Bewegungen gestaltet.
Zu Beginn des Programms stehen die Chorkantaten «Hiob» und «Lobgesang» von Fanny Hensel-Mendelssohn. Die Schwester des berühmten Felix Mendelssohn hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Frau einen schweren Stand in der Szene. Ihre Musik kam nicht über den privaten Aufführungsrahmen hinaus. Erst Ende des letzten Jahrhunderts wurden Werke von ihr gedruckt.

Zu Benefizkonzerten erklärt

Mit der eindrücklichen Stabat-Mater-Version von Francis Poulenc griff Margret Sohn ein anspruchsvolles Stück dieses modernen Klassikers auf. Die atonalen Passagen fordern von Orchester und Chor einiges ab. Erschwerend wirkt die eigenwillige Aufstellung des Chores in zwei seitlichen Teilkreisen, womit die akustische Verbindung mit dem Orchester, das zurückgestaffelt im Chorbereich der Kirche sitzt, schwierig wird. Die ungewohnte Disposition öffnet den Raum nach vorne. Er wird in Intermezzi szenisch belegt durch gestaltete Bewegungen, die von sechs Laien- und einer ausgebildeten Tänzerin ausgeführt werden. Es sind natürliche Bewegungen, dem Alltag entnommen, die Trix Lehr in sehr kurzer Zeit mit den Aufführenden - alles Chormitglieder - kreiert, eingeübt und unaufdringlich zwischen die Chorsequenzen gesetzt hat.

Mit Schmerz und Leid

Francis Poulenc, ein Musiker, dem nach misssratener Aufnahmeprüfung ans Konservatorium von Paris seine Anerkennung unter seinesgleichen sehr lange versagt geblieben war, hatte das Mariengedicht 1950 nach dem Tode eines engen Freundes vertont. Zu jener Zeit gehörte er schon zu den erfolgreichsten französischen Komponisten.
Als der Chor Ende vergangenen Jahres die Stückauswahl getroffen hatte, wusste noch niemand um die tragische Relevanz, die sich durch die Flutkatastrophe in Südostasien ergeben würde. Die Werkauswahl war ohnehin einer bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Schmerz und Leid zugedacht, wie es in die Passionszeit hineingehört. Allerdings musste die Orchesterpartitur (für ein vollständiges Sinfonieorchester) auf ein 20-köpfiges Ensemble heruntergebrochen worden, was der Kirchdorfer Organist Georg Masanz gut zu lösen wusste.
Der Chor entschloss sich, die beiden Palmsonntagskonzerte in der Kirche Kirchdorf als Benefizkonzerte aufzuführen. Dies ermöglichte die grosszügige Unterstützung von Sponsoren. Um die Kosten niedrig zu halten, wurde die Produktion schlank gehalten, die Profis unter den Mitwirkenden verzichten auf einen Teil ihrer Gage. Der Reinerlös aus der Kollekte wird einem Caritas-Projekt zugunsten Tsunami-Opfer in Südindien zukommen. Es handelt sich um den Wiederaufbau von Fischerdörfern und die Unterstützung der dortigen Frauen, die der Tsunami zu Witwen gemacht hat.